Wie gute Elternarbeit in der Schule gelingt
Eltern sind die wichtigsten Ratgeber ihrer Kinder, gerade auch im Bereich der Beruflichen Orientierung. Bei der Berufswahl der Jugendlichen ist das Elternhaus von großer Bedeutung: 63 Prozent der Schülerinnen und Schüler geben an, dass es Mutter und Vater sind, die ihnen bei der Berufs- und Studienwahl geholfen haben, und zwar deutlich mehr als der Freundeskreis, mehr auch als Lehrerinnen und Lehrer oder die zuständige Berufsberatung. Somit wird deutlich, wie wichtig Elternarbeit in der Schule ist.
Die Berufswelt im Wandel
Allerdings ist diese Rolle für Familien eine Herausforderung, denn 76 Prozent aller Eltern geben an, keine genaue Vorstellung davon zu haben, welche Berufe es angesichts des wirtschaftlichen Strukturwandels zukünftig noch geben wird und welche neuen Berufe entstehen werden. Das ist ein Problem, denn für Mütter und Väter ist es nicht einfach, ihr Kind zu beraten. Sie brauchen dabei pädagogische Unterstützung durch die Schule bzw. die Lehrkräften.
Digitaler Wandel, lebenslanges Lernen, Fachkräftebedarf sowie Wünsche nach Entfaltung und Selbstbestimmung auf Seiten der Beschäftigten prägen heute die Berufswelt. Die Vielfalt beruflicher Möglichkeiten ist größer geworden – die Angst, eine vermeintlich falsche Entscheidung zu treffen, auf Seiten der Familien damit auch. Konstant geblieben ist jedoch der Einfluss von Mutter und Vater im beruflichen Orientierungs- und Entscheidungsprozess auf die Berufswahl ihres Kindes.
Elternarbeit ist eine wichtige Stütze für jedes Kind
Jugendstudien zeigen, dass heute ein gutes Verhältnis zwischen Kindern und ihren Eltern sehr weit verbreitet ist. In der Beruflichen Orientierung und bei der Berufswahl ist daher vor allem eine verständnisvolle Begleitung der Jugendlichen durch die Eltern gefragt. Ihre zentrale Aufgabe dieser Elternarbeit liegt in einer individuellen Prozessbegleitung im Sinne einer sozialen Unterstützung ihres Kindes. Dazu zählt es auch, sich regelmäßig Zeit für den Nachwuchs zu nehmen und eine gute Kommunikation mit aktivem Zuhören für die Fragen und Wünsche des Kindes aufzubauen.
Eltern nehmen diese Aufgabe als Teil der Erziehung sehr unterschiedlich wahr. Gründe können beispielsweise sein: Unkenntnis, ein gesteigerter Ehrgeiz, Überforderung sowie Rat- oder Hilflosigkeit. Deshalb braucht es in der Beruflichen Orientierung in der Schule passende Konzepte, Kooperationen und Angebote für die Förderung und Unterstützung von Eltern, um ihre Aufgaben im Orientierungs- und Entscheidungsprozess ihres Kindes anzunehmen. Zentrales Ziel der Elternarbeit sollte dabei immer sein, die individuelle Entwicklung jedes Kindes mit Hilfe von Lehrerinnen und Lehrern und gemeinsam mit den Eltern zu unterstützen.
Eltern sind Experten für ihre Kinder
Eltern sehen ihren Beitrag insbesondere darin, ihren Kindern dabei zu helfen, die eigenen Interessen und Stärken herauszufinden. In ihrer Erziehung legen sie Wert darauf, ihre Kinder zu motivieren und sich aktiv über berufliche Möglichkeiten und Chancen zu informieren. Daher ist ihnen das Aufzeigen der Vielfalt von unterschiedlichen Ausbildungen, Studiengängen und zukunftssicheren Berufen ein großes Anliegen. Dabei sehen sich Eltern häufig selbst nicht hinreichend informiert. Vor allem wünschen sie sich Angebote, die zeigen, welche Berufe am besten zu den Fähigkeiten ihres Kindes passen. Sie fragen nach Berufsbeschreibungen und Informationen über die Bandbreite an beruflichen Optionen, die Zukunftsrelevanz von Berufen sowie Hinweisen zu offenen Stellen.
Interkulturelle Elternarbeit und Zusammenarbeit mit der Schule
Die Zusammenarbeit von Lehrkräften und Eltern ist für die Berufsorientierung elementar. Dies gilt generell für das Thema Erziehung und Bildung in der Schule, es gilt ebenso für die Zusammenarbeit in der Berufs- und Studienorientierung. Ein bereits bewährtes Miteinander im schulischen Bereich und im Schulalltag macht auch das gemeinsame Unterstützen der Schülerinnen und Schüler bei der Berufswahl einfacher. Erfolgreiche Elternarbeit in der Schule trägt einen großen Anteil an der gelingenden Berufsorientierung und Berufswahlkompetenz der Kinder.
Zusammenarbeit der Akteure vor Ort: in Schulen, auf Jobmessen und Informationstagen
Für Mütter und Väter sind die Schule und ihre Lehrkräfte die erste Adresse, um sich zu den beruflichen Optionen ihrer Kinder zu informieren. Elternabende und Gespräche mit Lehrkräften sind die gängigsten Möglichkeiten. Auch Jobmessen und Informationstage von Unternehmen werden von Eltern häufig besucht. Gerade Informationsangebote von Unternehmen und solche Formate, bei denen unterschiedliche Akteure der Beruflichen Orientierung an einem Ort anzutreffen sind, werden als besonders hilfreich von den Eltern wahrgenommen.
Daher ist eine stärkere Kommunikation aller Beteiligten der Beruflichen Orientierung und der Schule sehr sinnvoll. Dafür steht das Netzwerk SCHULEWIRTSCHAFT mit seinen lokalen Netzwerken vor Ort in denen Schulen, Unternehmen, in der Berufsberatung, den Kammern, Verbänden usw., die konstruktiv und vertrauensvoll zusammenarbeiten.
Chancen der Berufsbildung aufzeigen
Wichtig ist es zudem, Eltern frühzeitig über die Vielfalt an Möglichkeiten und die beruflichen Entwicklungschancen bei einer Ausbildung aufzuzeigen und Alternativen zu Abitur und Studium zu verdeutlichen. Vielen Eltern ist nicht klar, dass es in zahlreichen Branchen berufliche Perspektiven mit sehr guten Aufstiegsmöglichkeiten auch ohne Studium gibt, nicht zuletzt angesichts des Fachkräftemangels. Informationen und Veranstaltungen zur Berufsorientierung und -bildung können deutlich machen, welche weiteren Chancen über die verschiedenen Bildungswege für ihre Kinder bestehen, und neue potenzielle Ziele aufzeigen.
Eltern ins Boot holen
SCHULEWIRTSCHAFT Deutschland und die Bundesagentur für Arbeit haben mit „Eltern ins Boot holen“ gemeinsam eine hilfreiche und praxisnahe Handreichung zur Elternarbeit in der Berufsorientierung vorgelegt. „Eltern ins Boot holen“ bietet Checklisten und Praxisbeispiele für eine gelungene und ergebnisreiche Elternarbeit in der Schule in Sachen Studien- und Berufsorientierung für Schülerinnen und Schüler.
Die Handreichung richtet sich an alle, die im Rahmen ihrer beruflichen Tätigkeit in die Berufliche Orientierung eingebunden sind und Eltern ins Boot holen wollen, wie z. B. Lehrerinnen und Lehrer, Beraterinnen und Berater der Agentur für Arbeit und anderer Organisationen wie auch Verantwortliche in Unternehmen.